WertherSulfat im Trinkwasser überschreitet Grenzwert

Der Hochbehälter an der Egge wird saniert. Weil er zum Mischen von Werthers Wasser nicht zur Verfügung steht, kann es zur Überschreitung der Grenzwerte kommen.

Heiko Kaiser

Wie ein Bild aus einem Schiffswrack: Durch diese Rohre fließt das Wasser aus den drei Wertheraner Brunnen in den Hochbehälter. Der wird nun von Grund auf saniert. - © Heiko Kaiser
Wie ein Bild aus einem Schiffswrack: Durch diese Rohre fließt das Wasser aus den drei Wertheraner Brunnen in den Hochbehälter. Der wird nun von Grund auf saniert. (© Heiko Kaiser)

Werther. Der erste Eindruck ist Kälte. Der zweite Beklemmung. Gedanken an untergegangene Schiffe und Bunkeranlagen wechseln sich ab, als ich den leergepumpten Hochbehälter betrete. Überall hat das Wasser seine Spuren hinterlassen. Rote Ablagerungen an den Wänden zeugen von den Inhaltsstoffen des Wertheraner Trinkwassers: Eisen und Mangan.

In den 1980er Jahren ist der Hochbehälter an der Egge zuletzt saniert worden. Jetzt ist wieder eine Grunderneuerung fällig. Die Spezialisten von der Firma W+S Instandsetzung aus der Nähe von Kassel verpassen den Innenwänden einen neuen mineralischen Putz. Dieser ist resistent gegen die im Wasser enthaltenen Stoffe und wird zudem nicht ins Trinkwasser abgegeben. Und weil man schon dabei ist, werden auch die Rohre gleich mit erneuert.

Der Hochbehälter ist unter einem Hügel verborgen. Die Ausmaße lassen sich beim Blick von außen kaum erahnen. - © Heiko Kaiser
Der Hochbehälter ist unter einem Hügel verborgen. Die Ausmaße lassen sich beim Blick von außen kaum erahnen. (© Heiko Kaiser)

Die Größe des Speichers ist von außen nur zu erahnen. Das Betonbauwerk verbirgt sich unter einem Erdwall. Im Inneren beeindrucken die Maße: 14 Meter im Durchmesser und vier Meter hoch ist die 700 Kubikmeter Wasser fassende Kammer, in der Werthers unterschiedliche Wasserqualitäten zu einem einheitlichen Standard vermischt werden. „Das weiche Wasser der Schanze oben in Ascheloh mit einem Härtegrad von 7 bis 8 sowie die Brunnen Kök und Temming, die mit 38 bis 42 Grad relativ hartes Wasser fördern, fließen hier zusammen und werden vermischt", erklärt Volker Kahmann, technischer Leiter des Wasserwerks.

Volker Kahmann, Technischer Leiter des Wasserwerks. - © Heiko Kaiser
Volker Kahmann, Technischer Leiter des Wasserwerks. (© Heiko Kaiser)

Seit kurzem allerdings muss die Wasserversorgung ohne diese qualitätsausgleichende Kraft auskommen. Das bedeutet: Ein Teil der Stadt wird mit dem weichen Wasser aus der Schanze versorgt, der andere mit dem harten Nass aus Kök- und Temming-Brunnen. Wo die Grenze verläuft, kann Volker Kahmann nicht genau sagen.

Sulfatgehalt überschreitet den erlaubten Grenzwert

Das hat auch zur Folge, dass für einen Teil der Stadt der Sulfatspiegel derzeit den laut Trinkwasserverordnung erlaubten Grenzwert von 250 Milligramm pro Liter überschreitet. Haushalte, die von den Brunnen Kök und Temming versorgt werden, müssen aktuell mit Sulfatgehalten zwischen 256 und 374 Milligramm pro Liter rechnen.

„Wir sind im ständigen Austausch mit dem Gesundheitsamt", betont Volker Kahmann. Demnach bestünden keine gesundheitlichen Risiken. Um dies zu untermauern, verweist die Stadt auf die Trinkwasserverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit und des Umweltbundesamts, wonach entsprechend einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin für die Zubereitung von Säuglingsnahrung Trinkwasser erst mit mehr als 500 Milligramm je Liter nicht mehr verwendet werden sollte. Zur Begründung heißt es, dass der Mineralstoffwechsel bei Kleinkindern bis zum Alter von sechs Monaten wegen noch nicht voll ausgebildeter Nieren sonst überlastet wäre.

Allerdings, so Kahmann, könne ein dauerhaft zu hoher Sulfatgehalt Schäden an den Leitungen und Armaturen erzeugen.

Arbeiten sollen im Juli abgeschlossen sein

Im Juli sollen die Arbeiten am Hochbehälter abgeschlossen sein. Gesamtkosten von etwa 350.000 Euro wird das Projekt verschlingen. Doch schon im Herbst wird weiter an der Stabilisierung der Wertheraner Wasserversorgung gearbeitet. In Ascheloh muss der Schanzebrunnen neu gebohrt werden. Dadurch, dass sich dort Mangan- und Eisenrückstände in den Anlagenteilen abgesetzt haben, ist die Fördermenge zurückgegangen.

„Ein ganz normaler Vorgang, den man Verockerung nennt", erklärt Volker Kahmann. Aus diesem Grund wird in einem Umkreis von bis zu 100 Metern neu gebohrt. Dann, so hoffen die Verantwortlichen, kann deutlich mehr Wasser an der Schanze gefördert werden. Derzeit sind das nur etwa 52 Prozent der Wasserrechte von 210.000 Kubikmetern pro Jahr. „Wir hoffen, nach der neuen Bohrung etwa 170.000 Kubikmeter fördern zu können", sagt Kahmann. Die Arbeiten werden vermutlich fünf bis sechs Monate in Anspruch nehmen. Die dadurch fehlenden Wassermengen sollen zum einen durch eine Förderungssteigerung der anderen beiden Wertheraner Brunnen ausgeglichen werden. Außerdem wird Trinkwasser aus Bielefeld bezogen. Dazu wird am Ende der Schlossstraße eine Übergabestation errichtet.

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