
Gedreht wurde der Film allerdings nicht am Originalschauplatz in Versmold, sondern in Bergheim, Elsdorf, Kerpen, Bedburg, Windeck, Wuppertal und Viersen. Das habe organisatorische Gründe, erklärt Produzent Jakob Claussen auf HK-Anfrage. Denn der Hauptdarsteller Noah Kraus war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten im August/September 2014 erst 13 Jahre alt und durfte maximal drei Stunden pro Tag vor der Kamera stehen. Deshalb mussten die Wege zwischen den einzelnen Motiven ziemlich kurz sein. „Den im Roman zu erkennenden Erinnerungen von Hans-Ulrich Treichel versuchten wir dabei so nah wie möglich zu kommen“, sagt Claussen.
Die Handlung
Auf der Flucht aus den deutschen Ostgebieten ist der erstgeborene Sohn der Blaschkes verloren gegangen – ein Trauma, das sie nicht überwinden. Sein nachgeborener Bruder Max erzählt von den Schuldgefühlen der Eltern und ihrer verzweifelten Suche, die er – anders als im Roman – versucht zu torpedieren.Etwas anders als in der Romanvorlage gestaltet sich auch ein Teil der Handlung der Tragikomödie (siehe Kasten). Autor Hans-Ulrich Treichel sei mit dem Ergebnis des veränderten Drehbuchs und dem Film aber sehr glücklich, sagt der Produzent. Die Aussage des Films habe in den vergangenen Wochen sogar noch einmal an Aktualität gewonnen, ergänzt Barbara Buhl vom WDR. Denn er zeige die traumatischen Nachwirkungen, die eine Flucht mit sich bringe; eine Erfahrung, die Millionen deutscher Familien am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg machen mussten. Ebenso wie die Erfahrung, zum Teil aufgrund ihrer Traumata nicht willkommen zu sein. Und Gleiches geschehe zurzeit auch mit den Flüchtlingen, die in Deutschland ankommen.

Neben Hans-Ulrich Treichel ist indirekt noch ein zweiter gebürtiger Versmolder an der Fernsehproduktion beteiligt. Historiker Rolf Westheider hat als Leiter des Stadtmuseums Gütersloh bei der Beschaffung der Requisiten mitgeholfen. Das Museum, das seinen Schwerpunkt auf historische Medizintechnik legt, ist regelmäßig Anlaufstelle von Produktionsfirmen, wenn es um die Ausstattung mit medizinischem Gerät aus dem Zeitraum von 1925 bis in die 1970er-Jahre geht. So werden heute Abend Instrumente zur Blutabnahme und Messzangen aus Gütersloh eine wichtige Rolle spielen. Ebenso wie ein historisches Miele-Fahrrad. „Ich werde auf jeden Fall vor dem Fernseher sitzen und darauf achten, ob ich die Sachen sehe“, verspricht Westheider. ¦Feuilleton