Retro-Spielzeug in Steinhagen: Warum Eltern immer noch den Gameboy kaufen

Steinhagen. Wer die Spielzeugabteilung des Steinhagener Geschäfts &bdquo;Wunschkiste“ betritt, bekommt leuchtende Augen. Und damit sind ausdrücklich auch die großen Kunden gemeint, die längst nicht mehr in einem Kinderzimmer wohnen. Denn vieles, was da in den Regalen steht, weckt schöne Erinnerungen an die eigene Kindheit. Erstaunlich: Sehr viele Spielsachen, die bereits bei den Kids in den 80ern ankamen, sind bis heute Kult. Woran liegt das? Svenja Pohlmann führt seit 2018 das Fachgeschäft &bdquo;Wunschkiste“. Die 80er-Jahre hat die 39-Jährige kaum bewusst erlebt, aber die Spielsachen, die in diesem Jahrzehnt zu Dauerbrennern in deutschen Kinderzimmern wurden, kennt die Einzelhändlerin und Mutter von zwei Kindern (elf und 13 Jahre) natürlich aus dem Effeff. Und sie hat eine Vermutung, warum Zauberwürfel, Lego, Monchichi und My Little Pony immer noch Verkaufsschlager sind. &bdquo;Ich denke mal, was Eltern damals cool fanden, kaufen sie auch gerne ihren eigenen Kindern“, sagt Svenja Pohlmann. &bdquo;Außerdem entwickeln die Hersteller viele Spielwaren weiter und passen sie den gesellschaftlichen Entwicklungen an.“ Andere Produkte seien ihrer Einschätzung nach womöglich genau deshalb so beliebt, weil sie eben nicht mit der Zeit gegangen sind, sondern einen gewissen Retro-Trend bedienen. Retro-Spielzeug der 80er-Jahre ist heute TikTok-Trend Warum zum Beispiel kaufen Eltern ihren Kindern heute noch einen Gameboy, wenn doch jedes Smartphone mehr und aufwendigere Spiele bereits integriert hat? Richtig gehört, auch den guten alten Gameboy, der 1989 von Nintendo auf den Markt gebracht wurde, gibt es immer noch. Ernesto Allegrini, der in der &bdquo;Wunschkiste“ arbeitet, hat eine Vermutung: &bdquo;Der Gameboy ist klein und einfach zu bedienen. Wenn Eltern ihrem Kind zum Beispiel bei einer längeren Autofahrt den Gameboy in die Hand drücken, dann haben sie die Kontrolle über die Spiele, die es darauf spielt.“ Das sei beim Handy anders. Lesen Sie auch: Beliebtes Foto-Fachgeschäft in Steinhagen schließt nach 30 Jahren Während der Gameboy Ende der 80er bereits das digitale Spielzeug-Zeitalter einläutete, kommen Zauberwürfel und Flummi ganz ohne Technik-Schnickschnack aus. &bdquo;Aber beide Produkte verkaufen wir noch immer gut. Der Zauberwürfel war letztens sogar ausverkauft“, berichtet Svenja Pohlmann. Die Inhaberin der &bdquo;Wunschkiste“ stellt immer wieder fest, dass Retro-Spielzeug in den sozialen Medien, vor allem bei TikTok, zum Trend wird. &bdquo;So haben wir das zum Beispiel bei den Waboba-Bällen erlebt. Das sind im Grunde genommen auch nur Flummis, die extrem hochspringen, und mit denen plötzlich Influencer um die Ecke kamen“, erzählt Svenja Pohlmann. Ihr Kollege Ernesto Allegrini nickt und stellt schmunzelnd fest: &bdquo;Jeder Schul-Hausmeister wird von den Dingern welche auf dem Schuldach finden.“ Das darf im Steinhagener Kinderzimmer nicht fehlen: Lego ist bis heute beliebt In fast allen Mädchenzimmern der 80er-Jahre war ein anderes Kult-Spielzeug anzutreffen: My Little Pony. Die bunten Kunststoff-Pferdchen mit den flauschigen Mähnen werden auch vier Jahrzehnte später immer noch gut verkauft. Dass sich klassisches Spielzeug heute gegen die Konkurrenz auf dem Handy und dem Tablet behaupten kann, spreche für seine Qualität, meint Svenja Pohlmann. &bdquo;Allerdings gab es früher auch schon den Fernseher. Heute läuft halt Peppa Wutz auf YouTube.“ Geschicklichkeit, Kreativität und Motorik werde aber nicht am Bildschirm, sondern beim Spielen trainiert, so die Fachfrau. Mit Lego zum Beispiel. Lego gab es zwar schon vor den 80ern; in diesem Jahrzehnt erlebten die Bauklötzchen aber einen echten Boom. Die Sets wurden immer raffinierter – von Feuerwehrstation und Krankenhäusern bis zu Weltraumstationen. &bdquo;Lego veröffentlicht halbjährig ein neues Programm; die sind echt auf zack“, weiß Svenja Pohlmann. Das Unternehmen geht mit der Zeit. &bdquo;Die Figuren werden diverser und innovativer“, berichtet die Inhaberin der &bdquo;Wunschkiste“. Das gelte übrigens ebenso für Playmobil. Längst gibt es Lego- und Playmobil-Figuren mit unterschiedlichen Hautfarben. Außerdem haben sich auch in der Spielwaren-Welt die Geschlechterrollen gewandelt: Das dänische Spielwarenunternehmen Lego baut vermehrt Bauarbeiterinnen und Polizistinnen in seine Sets ein. Das war in den 80er-Jahren noch anders. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Bis heute in deutschen Kinderzimmern anzutreffen sind die Monchichis. In der &bdquo;Wunschkiste“ sind sie aktuell ausverkauft. Die kleinen Plüschaffen mit dem niedlichen Gesicht und Daumen im Mund haben sich bis heute nicht verändert und feierten laut Svenja Pohlmann im vergangenen Jahr ihr 50. Jubiläum. &bdquo;Wunschkiste“ in Steinhagen verkauft noch immer &bdquo;Spiel des Jahres 1982“ Weiter entwickelt habe sich dagegen eine andere Spezies, die in den 80ern groß raus kam: die Transformers. Die Roboter-Figuren können sich in Autos, Flugzeuge und Tiere verwandeln. &bdquo;Allerdings sind die Figuren heute viel beweglicher als früher“, weiß Svenja Pohlmann. Auch was Gesellschaftsspiele angeht, waren die 80er-Jahre ein gutes Jahrzehnt. Ernesto Allegrini zieht das &bdquo;Spiel des Jahres 1982“ aus dem Regal: Sagaland ist eine Mischung aus Memory und &bdquo;Mensch ärgere Dich nicht“. Das Brettspiel für zwei bis sechs Spieler ab sechs Jahren wurde bis heute mehr als drei Millionen Mal verkauft und werde auch in Steinhagen immer noch nachgefragt. Nur wenige Spielsachen, die in den 80er-Jahren in jedem Kinderzimmer zu finden waren, sterben aus. Svenja Pohlmann fallen die Kassetten ein, auf denen früher &bdquo;Die drei ???“, &bdquo;Benjamin Blümchen“ und TKKG liefen. &bdquo;Die Kassetten wurden inzwischen von Streamingdiensten und den Toni-Figuren abgelöst“, stellt die Spielzeugexpertin fest.

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