SteinhagenJohn Wayne der Pointen

Kabarettist Martin Zingsheim bei den Kulturtagen

Birgit Nolte

Kabarettist aus Köln: Newcomer Martin Zingsheim riss in der Reihe »Kulturtage« die Gäste im ausverkauften Ratssaal zu Beifallsstürmen hin. Bei den musikalischen Einlagen begleitete ihn Martin Weber an der Geige. - © Foto: Birgit Nolte
Kabarettist aus Köln: Newcomer Martin Zingsheim riss in der Reihe »Kulturtage« die Gäste im ausverkauften Ratssaal zu Beifallsstürmen hin. Bei den musikalischen Einlagen begleitete ihn Martin Weber an der Geige. © Foto: Birgit Nolte

Steinhagen. Martin Zingsheim hat in diesem Jahr den Förderpreis der Stadt Mainz zum Deutschen Kleinkunstpreis gewonnen. Wenn er dazu noch den Titel »John Wayne der Pointen« verliehen bekommen hätte, würde das auch nicht verwundern. Denn der 31-Jährige ist so schnell mit seinen Gags wie die Western-Jungs mit ihren Schießeisen.

Wer dem Wortwitz des Kölners also lückenlos folgen wollte, musste ebenfalls fix sein. Viel Zeit zum Zurücklehnen und Genießen ließ Martin Zingsheim dem Publikum bei seinem Programm »Kopfkino« nicht. Da hieß es vielmehr Ohren spitzen und am Ball bleiben.

Machte sich der Kabarettist gerade noch über die katholische Kirche lustig, die „aktive Homosexualität“ ablehnt, und Martin Zingsheim zu dem süffisanten Kommentar „naja, aktiv oder passiv; ist ja alles Geschmackssache“ inspirierte, war er wenige Sekunden später bereits bei der Weltrevolution gelandet.

Die könnte, wenn es nach Zingsheim geht, jeder Einzelne schon im Kleinen starten. Ganz einfach, in dem er sich an gewisse Regeln hält: „Fahren Sie mal in der Tempo-30-Zone wirklich 30. Die rasten aus hinter Ihnen“, lautete sein einfacher Tipp, die Autofahrt etwas bunter zu gestalten.

Ob die Jugend sich allerdings ebenso einfach für subversive Verhaltensweisen im Alltag begeistern lässt, daran zweifelte Martin Zingsheim: „Die revoltiert ja mittlerweile mit einem Klick per Online-Petition. Das ist quasi die Sitzblockade 2.0.“ Allerdings sei er selbst in seiner Jugend, das räumte der 1984 geborene Zingsheim zum Vergnügen der amüsierten Besucher gerne ein, alles andere als ein Rebell gewesen. Lähmende Wirkung habe insbesondere das Jahr 1999 gehabt: „Das Millennium! Der Weltuntergang! Alles zu Ende in der 9. Klasse!“

„Wir hatten keine Lieder; wir hatten einfach Pech.“

Auch die Hits der Neunziger hätten nicht gerade dazu beigetragen, revolutionäres politisches Gedankengut zu entfalten. Die schlimmsten Beispiele, also sehr, sehr viele, brachte Zingsheim am Klavier gemeinsam mit Martin Weber an der Geige bei einem Medley des musikalischen Grauens wieder in Erinnerung, das von Reim und Rednex über »Hyper Hyper!« und »Lemontree« bis hin zu Tic Tac Toe und Eurodance reichte. „Wir hatten keine Lieder. Wir hatten Pech“, bilanzierte Zingsheim.

Dicht gedrängt saßen die Gäste am Freitagabend im ausverkauften Ratssaal, um den Newcomer aus Köln im Rahmen der Kulturtage live und in Farbe zu erleben. „Wir hätten noch reichlich Tickets mehr verkaufen können, aber 160 sind das Maximum“, berichtete Petra Holländer vom Arbeitskreis Kultur. Im Saal saßen also die Fixen, die sich ganz schnell eine Karte gesichert hatten, und die hatten naturgemäß ganz viel Spaß an dem Pointenfeuerwerk, das Zingsheim auch bei seinen drei Zugaben abfeuerte.