
„Freifunk beruht auf der Idee, dass man seinen eigenen DSL-Anschluss eigentlich nur teilweise benötigt und problemlos etwas davon abgeben kann“, erklärt Detlev Buschkamp. Der Gütersloher bemüht sich gegenwärtig ehrenamtlich, das Freifunk-Prinzip im Kreis zu verbreiten. Mit Erfolg: Der Rat der Stadt Halle hat vor wenigen Tagen einstimmig beschlossen, Freifunk einzuführen. Auch Gütersloh setzt das Konzept gegenwärtig um. Rheda-Wiedenbrück ist sogar schon länger dabei.
Technisch funktioniert das Freifunk-Konzept folgendermaßen: Jeder Interessierte – dazu zählen auch Gastronomen und Firmen – kauft sich mindestens einen vorprogrammierten Freifunk-Router für etwa 25 Euro. Der wird einfach angeschlossen und ermöglicht jedem Privatgast, Kneipenkunden, Rathausbesucher oder Passanten ohne Passwort ins Internet zu gehen.
Die Internetverbindung findet aber nicht über den Zugang des Steinhagener Aufstellers statt, sondern mittels eines digitalen Tunnels über das Freifunk-Büro in Berlin. „Das ist wichtig, wegen der sogenannten »Störer-Haftung«“, erklärt Buschkamp. Ansonsten könnte der Routerbesitzer haftbar gemacht werden, etwa wenn ein Mitnutzer Musikdateien aus dem Internet klaut. Das sei so aber absolut ausgeschlossen, weil der Anbieter der »Förderverein Freies Netzwerk Berlin« ist, der sich rechtlich und technisch abgesichert hat. „Das ist rechtlich ähnlich wie bei der Telekom, die ist ja auch für die Nutzung des Netzes nicht verantwortlich“, argumentiert Buschkamp.
Offene Netztwerke ein Thema in Steinhagen
Wer über eine DSL-Verbindung ins Internet geht, ist erheblich schneller unterwegs und kann größere Datenmengen verschieben, als jemand, der über das Handynetz aufs Internet zugreift.
Stellt sich natürlich die Frage, was der Anbieter davon hat. „Das hängt davon ab, ob sie Privatperson sind oder zum Beispiel Gastronom. Für einen Wirt ist es eine sehr komfortable und sichere Möglichkeit, seinen Gästen einen Zugang einzurichten. Das ist ein Service, den viele zu schätzen wissen“, sagt Buschkamp, der auch im IT-Bereich arbeitet und den Service selbst gerne nutzt. „Für Private kann man da nur die Karma-Punkte anführen. Man tut etwas Gutes damit.“ Insbesondere Gemeinden würden das Prinzip aber gerne nutzen, um den Tourismus zu fördern, denn gerade junge Menschen wüssten ein offenes WLAN (also Netzwerk) sehr zu schätzen. „So lassen sich leicht auch öffentliche Plätze mit WLAN ausrüsten.“
Auch in der Steinhagener Verwaltung sind offene Netzwerke seit einiger Zeit ein Thema, erklärt Tourismusbeauftragter Simon Block. Man hole gegenwärtig aber verschiedene Angebote ein. Gerade was die rechtlichen Bedingungen angehe, wolle man sich noch nicht festlegen.
„Es gibt ja auch schon einige Hotspots (freie Zugänge) in der Gemeinde“, sagt Block. So könne man zum Beispiel im Rathaus nach Anmeldung kostenlos ins Internet gehen. Ein Angebot das gerade Flüchtlinge gerne nutzten. Eine weitere Ausbreitung sei aber wünschenswert, so sei schon die Idee aufgekommen, den Bürgerpark einzubinden.
Freifunk-Sprecher Detlev Buschkamp ist am 2. Dezember in Steinhagen zu Gast, um das Konzept im Detail zu erklären. Ab 19.30 Uhr spricht er im Ratssaal. Der Vortrag wird organisiert von der Volkshochschule.