Halle. Rosé, Hellblau, Weiß- und Beigetöne, Flieder und Rosenholz ... Auf diese Farben können wir uns bald einstellen, verrät Anja Jochmann. „Die Mode wird pastelliger und natürlicher. Es gibt weiterhin Akzente wie Apfelgrün oder Pink – nur nicht durchgängig grell. Bei Materialien sieht man Papertouch-Qualitäten, also alles Natürliche. Viel Baumwolle, weiche Qualitäten wie Modal, Seiden- und Viskosemischungen. Ich achte auf hochwertige Ware mit möglichst wenig Polyester.“
Bei der Inhaberin des Modehauses Brinkmann leuchten bereits die Augen, wenn sie beschreibt, was die Kunden als Nächstes erwartet. Auch bei den Hosenformen tut sich etwas: „Neben Wide Leg und Skinny kommt die Barrel-Form stark – also ein bisschen konisch zulaufend. Zudem bleiben Streifen, Boho-Anklänge und Lochstickereien bei Blusen und Kleidern ein Thema – insgesamt etwas reduzierter und ruhiger.“ Ausgewählt hat sie viele der Waren schon weit im Voraus.
Während die Kunden die aktuelle Winterware anprobieren, ist Anja Jochmann quasi schon ein Jahr weiter: „Für Herbst/Winter ordere ich Ende Januar, geliefert wird ab September. August wäre möglich, aber wir starten lieber nach den Ferien.“ Ein gängiger Rhythmus, denn „viele Marken liefern etwa fünf Monate nach Order“, erklärt die Geschäftsfrau.
Inspiration auf der Fashion-Messe: So kommen die Trends nach Halle
Die Designerin brennt für die Mode. Schon von klein auf: „Mode und Kunst waren immer präsent. Meine Mutter war sehr modeinteressiert, ich war früh in der Kunstschule, habe gemalt und ein gutes Farbgefühl entwickelt. Das Modestudium war naheliegend.“ Im Modehaus Brinkmann sieht man diese Liebe zur Ästhetik in vielen Details. Nicht nur die Kleidung wird inszeniert. Farblich passende Dekoration, Bilder und Accessoires runden das Gesamtbild ab. Ein Showroom entsteht.
Das alles entsteht nicht zufällig. Anja Jochmann streckt regelmäßig ihre Fühler nach den neuesten Fashion-Trends aus: „Für mich sind dabei zwei Messen zentral: die „Ciff“ in Kopenhagen sowie die „Modefabriek“ in Amsterdam.“ Letztere sei jünger und innovativer – tolle Stimmung, Musik, kompakte drei Hallen mit vielen Ausstellern, Moodboards und Vorträge. „Ich spreche dort gern mit den Marken direkt und schaue mir neue Labels an. Bestellungen schreibe ich dort nicht – dafür brauche ich Ruhe. Für den Überblick über Farben, Materialien und Tendenzen ist Amsterdam jedoch perfekt.“ Zusätzlich verfolgt sie auch, welche Trends in den Fach-Magazinen angekündigt werden.
Zudem spielen auch Erfahrung und der Kundenkontakt eine große Rolle bei der Auswahl. „Da ich fast täglich im Verkauf bin, weiß ich, was gut läuft. Wir haben echt viele Stammkunden, und wenn ich ein Teil sehe, weiß ich schon, wem das gefallen wird. Das ist das Schöne am engen Kundenkontakt.“
Haller Modehaus-Inhaberin vertraut auf ihr „Bauchgefühl“
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis der Geschäftsfrau: „Ich höre auf mein Bauchgefühl und bin eher mutig – ohne zu überziehen. Man zeigt ein Thema, aber nicht ausschließlich. Wichtig ist das Gesamtbild im Laden: Abwechslung, stimmige Farbfamilien, gute Passformen.“
Die scheinbar unendliche Auswahl des Online-Handels mache ihr keine Sorgen: „Ich glaube, dass unsere Kunden wirklich zu schätzen wissen, dass wir vor Ort sind. Man kann hier direkt parken, sie bekommen Beratung, wir haben einen Änderungsservice.“ Zudem kann die Kleidung auch zur Auswahl mit nach Hause genommen werden.
Auch die regelmäßigen Events im Modehaus an der Bahnhofstraße tragen zum Erfolg in Halle bei: „Bei Mädelsabenden stelle ich Trends vor, mache vorher Fittings, bereite Stangen mit Looks vor und zeige Kombinationen in kleinen Modenschauen. Das kommt sehr gut an, weil man Trends im Ganzen sieht. Außerdem gibt es Abend-Events mit Koch und Weinverkostung – auch für Paare.“ Was zählt, sei das Einkaufserlebnis. „Mein Mann und ich möchten gerne, dass unser Geschäft auch ein Treffpunkt für Halle ist.“
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