Bielefelder Nordsee-Fan übernimmt das Ruder an Haller Schule

Halle. Eigentlich kennt sich Nils Kralemann im Haller Berufskolleg bestens aus. Schließlich war er hier bereits von 2008 bis 2021 Lehrer. Auf seine neue Aufgabe musste er sich aber erst einmal einstellen. &bdquo;Man kann ja vorher gar nicht abschätzen, was alles hinter diesen Türen passiert“, sagt der 46-Jährige. Gemeint sind das Sekretariat und das Büro des Schulleiters, das er zum 1. Februar bezogen hat. Mittlerweile hat er sich aber als Nachfolger von Dietmar Hampel in seiner neuen Umgebung eingearbeitet. Die drei Umzugskartons, die noch vor gut einer Woche nahezu unberührt unweit seines Schreibtisches standen, sind inzwischen ausgepackt. Als Lehrer habe man einen anderen Blick auf seine Schule als ein Leiter. Es warteten viele Aufgaben auf einen, mit denen man früher gar nicht in Kontakt gekommen sei. &bdquo;Inzwischen habe ich auch die Zeit gefunden, Netzwerke aufzubauen und Kontakte zu knüpfen“, sagt Kralemann. Er war schon bei den beiden Bankvorständen, beim Bürgermeister und bei anderen Schulleitungen. &bdquo;Es macht mir viel Spaß und ich habe mich total darüber gefreut, dass ich mich im Bewerbungsverfahren durchgesetzt habe“, sagt der Rückkehrer. Zuvor war der 46-Jährige knapp zwei Jahre lang stellvertretender Schulleiter am Friedrich-List-Berufskolleg in Herford gewesen und konnte sich somit schon mal an Leitungsaufgaben gewöhnen. Nun ist er zurück in der Lindenstadt und dafür mitverantwortlich, dass 1.100 Schülerinnen und Schüler mit allen Varianten zwischen Hauptschulabschluss und vollwertigem Abitur in die Arbeitswelt starten. Ein Bielefelder mit Paderborner Einflüssen Kralemann ist fest mit der Region verwurzelt. &bdquo;Eigentlich habe ich Bielefeld-Senne nie verlassen, ich wohne dort heute noch“, sagt der neue Chef des Berufskollegs. Geboren in der Leineweberstadt hat er hier auch seinen Realschulabschluss gemacht, eine Lehre bei der Deutschen Bank absolviert und das Abitur nachgeholt. Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paderborn folgte später das Referendariat am Ems-Berufskolleg in Rheda-Wiedenbrück, bevor es dann zum ersten Haller Einsatz ging. Nun ist er zurück und gleich in den Wochen als Chef erfuhr er, dass das Schulgebäude stark sanierungsbedürftig ist (das &bdquo;Haller Kreisblatt“ berichtete) und Experten sogar Abriss und Neubau empfehlen. Alles andere als ein Traumstart für den 46-Jährigen. &bdquo;Die Kommunikation mit dem Kreis ist jedoch hervorragend, es ist von Anfang an mit offenen Karten gespielt worden“, sagt Kralemann. Die kürzlich im Kreisschulausschluss präsentierten Mängel am Gebäude haben ihn somit auch nicht überrascht. &bdquo;Wir müssen jetzt schauen, wie die Politik entscheidet“, sagt Kralemann. Ob Sanierung oder Neubau, er sieht in beiden Varianten eine Chance. &bdquo;Andere Schulleiter planen so etwas jahrelang und gehen dann in den Ruhestand. Ich habe noch genug Zeit, um davon noch profitieren zu können“, sagt Kralemann. Gemeinsam die Schule in die Zukunft führen Generell sieht der die Schule auf einen sehr guten Weg. Er hat eine intakte Einrichtung übernommen, die bereits die Weichen in Richtung Zukunft gestellt hat. &bdquo;Wir haben schon früh erkannt, wie wichtig Digitalisierung ist. Wir sind schon seit Jahren mit Tablets unterwegs und unser mit VR-Brillen ausgestattetes &bdquo;DigiLab“ weckt auch das Interesse anderer Schulen, die zu uns kommen und es sich anschauen“, berichtet Kralemann. Die Ideen für weitere Veränderungen sollen aus den Reihen des 80-köpfigen Kollegiums kommen, Kralemann möchte keinen autoritären Führungsstil. Als eine der Hauptaufgaben sieht der Bielefelder das Übergangsmanagement. &bdquo;Kernaufgabe ist es, die Schüler zur Ausbildungsreife zu bringen. Wir sind Lieferanten von Fachkräften für die Wirtschaft. Mittlerweile klopfen die Unternehmen bei uns an, das hat sich komplett gewandelt“, sagt der 46-Jährige. Das Berufskolleg sei auch dafür da, &bdquo;alle aufzufangen, die im Regelschulsystem unter die Räder gekommen sind“. Ein Plus sei auch, dass die Schule eine Bündelschule sei, also durch gewerbliche und kaufmännische Angebote unter einem Dach breit aufgestellt. &bdquo;Europa und Internationales - das bleibt weiterhin die DNA unserer Schule. Es ist toll, wie sich Jugendliche aus verschiedenen Länder untereinander vernetzen“, sagt Kralemann. Er kennt fast jeden Leuchttum im Norden Der 46-Jährige reist selbst gern und ist mittlerweile auch außerhalb von Deutschland unterwegs. &bdquo;Ich bin eigentlich ein Kind des Nordens, meine Eltern haben Urlaube auf allen ostfriesischen Inseln und auf Sylt verbracht“, sagt Kralemann. Deutschlands nördlichste Insel ist auch heute noch ein beliebtes Ziel für ihn, zudem ist er gerne auf Mallorca und für den Herbst ist ein Urlaub auf Kreta geplant. &bdquo;Ich bin ganz klar eher der Meer- als der Bergetyp“, sagt der Schulleiter. Mit dabei sind dann natürlich auch seine beiden Töchter, fünf und sieben Jahre alt, sowie seine Ehefrau, die als Apothekerin in Gütersloh arbeitet. In seiner Freizeit spielt Kralemann gerne Badminton in einer festen Gruppe. Zudem ist er schon seit 1996 Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, Löschabteilung Senne. &bdquo;Das macht mir sehr viel Spaß. Für dieses Jahr habe ich mich aber beurlauben lassen“, sagt Kralemann. Er möchte sich in Ruhe in seine neue Aufgabe einarbeiten, und auch die Familie soll nicht zu kurz kommen.

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