Der WochenkommentarVersmolder Gesundheitskiosk: Warum wird so ein Projekt gefördert?

Der Gesundheitskiosk im Ortsteil Loxten sollte ein Leuchtturmprojekt werden. Nun zeichnet sich allerdings ab, dass es noch gar kein tragfähiges Konzept gab. Da stellt sich die Frage der Verantwortung.

Marc Uthmann

Der Gesundheitskiosk in Loxten hatte bislang keinen guten Start. Es wird wohl noch mehr Geld brauchen, um das Projekt zu retten. - © Tasja Klusmeyer
Der Gesundheitskiosk in Loxten hatte bislang keinen guten Start. Es wird wohl noch mehr Geld brauchen, um das Projekt zu retten. © Tasja Klusmeyer

Altkreis Halle. Dass es in der Gesundheitsversorgung auf dem Land kriselt, war auch an dieser Stelle häufiger Thema. Zu wenige Hausärzte, die zudem noch dem Rentenalter näherkommen, ein Kreis Gütersloh, der nach Definition der Kassenärztlichen Vereinigung offiziell als unterversorgt gilt - generell eine dünne Infrastruktur gerade in den zahlreichen Dörfern.

Da hatte die Idee eines Gesundheitskiosk mitten im Versmolder Ortsteil Loxten, der als zentrale Anlaufstelle dient und das Dorf belebt, natürlich einen großen Charme. "Das Thema Gesundheit ist ein Standortfaktor. Wie müssen andere Wege gehen, wenn Ärzte, Pflegeeinrichtungen und Apotheken in kleinen Orten fehlen", fordert denn auch Uwe Borchers, Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG). Es gelte, solche Projekte "positiv und chancenorientiert" zu diskutieren.

Das klingt gut, fällt angesichts der jüngsten Entwicklungen in diesem Projekt allerdings schwer. Gerichtsverfahren wegen nicht gezahlter Löhne, Lohnsteuern, Renten- und Sozialversicherungsbeiträge - Unternehmerin Michaela Wierzbinski steht mit ihrem Kiosk-Projekt mächtig unter Druck. Schuld haben aus ihrer Sicht viele andere Beteiligte, die Zusagen nicht eingehalten hätten. Wenn eine Geschäftsführerin ihren Mitarbeitenden allerdings kein Geld für ihre Arbeit bezahlt und sie dann auch noch ziemlich lange hinhält, hat sie ihre Pflichten verletzt und Vertrauen missbraucht. Auch strafrechtlich wird ihr Verhalten noch zu bewerten sein.

Nicht mehr als gute Hoffnung zum Start des Gesundheitskiosk

Unter dem Strich schadet diese unerfreuliche Episode einer guten Idee. Von der anfangs übrigens alle zumindest nach außen mehr als überzeugt waren. Da wurde im vergangenen Juni fröhlich das rote Band durchtrennt. Man sei "optimistisch gestartet", sagt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann heute und beeilt sich zu betonen, dass die Unterstützung der Stadt immer rein ideell gewesen sei und auch bleiben werde.

Uwe Borchers vom Projektpartner ZIG stößt ins gleiche Horn. Man habe im Juni den Eindruck gehabt, dass dieses Projekt erfolgversprechend sei, und stehe weiterhin "beratend" zur Verfügung. Vermieter Hans-Ewald Reinert wünscht "Erfolg bei der Umsetzung". Und dann taucht plötzlich Anwalt Frank Welsch als Geldgeber auf und gibt den Rat, dass Stadt und Vermieter mit der Unternehmerin gemeinsam ein tragfähiges Konzept entwickeln sollten. Motto: Alle in einen Raum und erst wieder raus, wenn es eine Lösung gibt. Ernsthaft?

In dieses Projekt sind 176.000 Euro öffentlicher Fördermittel geflossen - und trotzdem war zu seinem Start nicht mehr als gute Hoffnung vorhanden? Es fehle immer noch an verbindlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb von Gesundheitskiosken, sagt Uwe Borchers heute und fordert von der Politik genau diese. Heißt im Umkehrschluss: Es war klar, dass es zäh wird. Gespräche mit Krankenkassen, in denen es um die Abrechnungsfähigkeit von Präventionskursen gehe, seien nun einmal langwierig, bestätigt Borchers.

Beteiligte haben sich Sand in die Augen streuen lassen

Aber warum ging der Kiosk dann überhaupt ohne eine tragfähige Finanzierungsbasis an den Start? Es wird immer offensichtlicher, dass sich zahlreiche Beteiligte nur zu gerne Sand in die Augen streuen ließen und den vollmundigen Versprechungen der Eier legenden Wollmilchsau im Dorfzentrum Glauben schenken wollten. Die Scherben jetzt aufzukehren, würde zunächst einmal bedeuten, alle aufgelaufenen Außenstände zu begleichen. Gut möglich, dass dafür erneut ein Investor gefragt ist. Der sich bestenfalls auch noch damit auskennt, wie man ein solches Geschäft seriös betreibt.

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