Altkreis Halle. Wer will, kann sich heute für wenige Euro eine Fotodrohne kaufen und sich selbst, sein Haus oder die Heimatstadt von oben verewigen. Es ist nicht so lange her, da waren Luftaufnahmen alles andere als selbstverständlich. Noch vor wenigen Jahrzehnten musste das Haller Kreisblatt einen Hubschrauber chartern, um an solche Bilder zu kommen. Vom Ende der 1970er-Jahre an bis ins Jahr 2001 flog der langjährige Redaktionsleiter Herbert "Hego" Gontek mindestens einmal im Jahr über den Altkreis, um neue Fotos zu schießen.
"Damals war das eine Sensation!", erinnert sich Herbert Gontek. "Die Bilder wurden zu hunderten verkauft." Wer damals ein Luftbild von Haus und Hof haben wollte, musste üblicherweise einen dreistelligen Betrag für einen Spezialfotografen ausgeben. Als das "Haller Kreisblatt" begann, solche Fotografien für einen Bruchteil abzugeben, war die Nachfrage gewaltig.
Allerdings steckte auch für Herbert Gontek viel Arbeit in den Fotos. Gemeinsam mit dem Steinhagener Piloten Helmut Meyer flog er über die Jahre dutzende Male in einem zweisitzigen Hughes 500 die immer wiederkehrende Runde: beginnend in Werther, über Borgholzhausen, nach Versmold und von dort aus zurück über Halle nach Steinhagen.
Notlandung statt Fotografieren
"Damit ich fotografieren konnte, mussten wir die Tür ausbauen", erinnert sich der frühere HK-Chef. "Am besten wurden die Fotos nicht bei Sonnenschein, sondern kurz nach einer Regenfront." Einmal sei sogar eine Notlandung nötig gewesen: "Da war verdorbener Flugsprit im Umlauf."
Abgesehen vom unruhigen Flug mit Zwangsbelüftung seien diese Aktionen auch seinem Magen nicht immer gut bekommen. "Ich musste ja die ganze Zeit mit einem Auge den Hubschrauber im Blick haben und mit dem anderen durch den Sucher gucken." Zehn bis 15 Filme habe er so pro Flug vollgeknipst.
"Die Bilder mussten wir uns damals noch in Münster freigeben lassen", erinnert sich Gontek. Der dortige Regierungspräsident habe noch die Luftaufsicht unter sich gehabt, ein Relikt des Zweiten Weltkriegs, das mittlerweile abgeschafft wurde.
Manche Szenerien sind kaum noch zu erkennen
Ein paar der vielen tausend Aufnahmen, die so entstanden, haben die Zeit überdauert. In unserer neuen Serie wollen wir Ihnen einige davon vorstellen. Den Auftakt macht dieses Foto aus dem Jahr 1988 oder '89. Falls es Ihnen schwerfällt, den Ort wiederzuerkennen, dann, weil er sich seit dieser Zeit extrem verändert hat. Die Wiesen und Teiche linker Hand wurden versiegelt, aus der Baustelle im Zentrum ist hingegen heute wieder Grünfläche geworden. Na, haben Sie es jetzt?
ZUR AUFLÖSUNG: Vor allem älteren Hallern dürfte es nicht so schwergefallen sein. Das Bild aus dem Hubschrauber zeigt natürlich die Baustelle, auf der in der Lindenstadt von 1988 bis '89 das Freibad entstand. Aus der "Sommerbadeanstalt mit Luftbad" wurde das "Lindenbad" mit großem Außenbereich inklusive spektakulärer Wasserrutsche, Grotte, Strömungskanal und Liegewiese. 2011 wurde das Freibad bekanntlich wieder abgerissen, das Hallenbad komplett neu gebaut, die Kosten für eine Sanierung oder eine Neuanlage waren als zu hoch bewertet worden.
Wo Ende der 1980er-Jahre noch Teiche lagen, stehen heute die OWL-Arena und das Court-Hotel samt Sportpark. Ebenfalls vergebens sucht der neugierige Betrachter das Minarett der türkisch-islamischen Gemeinde.
Um Ihren Kommentar abzusenden, melden Sie sich bitte an.
Sollten Sie noch keinen Zugang besitzen, können Sie sich hier registrieren.