Rührendes EngagementBitte um Sachspenden: Hallerin beweist ein Herz für zwei Obdachlose

Maria Carotta kümmert sich um zwei Männer, die sich regelmäßig im Bereich um den Aldi-Markt aufhalten. Sie kennt die Obdachlosen als sehr dankbar und sammelt jetzt Sachspenden für Weihnachtspakete.

Detlef Hans Serowy

Maria Carotta führt in Halle ein Geschäft für Lotto, Tabakwaren, Presseartikel und Versanddienstleistungen. Sie kümmert sich um zwei Obdachlose, die sich im Bereich rund um den Halle Aldi-Markt und ihren Laden aufhalten. - © Detlef Hans Serowy
Maria Carotta führt in Halle ein Geschäft für Lotto, Tabakwaren, Presseartikel und Versanddienstleistungen. Sie kümmert sich um zwei Obdachlose, die sich im Bereich rund um den Halle Aldi-Markt und ihren Laden aufhalten. © Detlef Hans Serowy

Halle. 263.000 Menschen haben laut Bundesregierung in Deutschland keine Wohnung. Der erste Wohnungslosenbericht beendet aktuell das Schattendasein dieser Menschen in der amtlichen Statistik. Kaum wahrgenommen werden Obdachlose auch von vielen Menschen, die achtlos an ihnen vorbeigehen.

Maria Carotta sieht nicht nur hin, sie kümmert sich um zwei Männer in Halle und hat jetzt eine Weihnachtsaktion für die beiden Obdachlosen gestartet. „Ich habe für viele Menschen ein offenes Ohr", räumt die 56-Jährige ein. Seit 2008 betreibt sie am Künsebecker Weg das Geschäft „Maria Carotta Lotto – Tabak – Presse" und bietet auch Versanddienstleistungen an. Daneben engagiert sich die Einzelhandelskauffrau im Vorstand der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW) und besonders beim Haller Nikolausmarkt.

„Die Obdachlosen suchen sich ihre Plätze und wechseln dabei im Stadtgebiet", hat die Mutter zweier erwachsener Söhne beobachtet. Während der Busbahnhof früher im Focus stand, hat sich der Aufenthalt in den Bereich rund um den Halle Aldi-Markt und die dortigen Geschäften verlagert. „Viele Menschen aus dieser Szene sind inzwischen auch verstorben", weiß Maria Carotta.

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Maria Carotta kommt mit Männern ins Gespräch

Zwei Männer, nennen wir sie Werner und Klaus, halten sich seit einiger Zeit regelmäßig im Aldi-Karree auf und geraten dabei in den Focus von Maria Carotta. Es dauert nicht lange, und sie kommt mit ihnen ins Gespräch. „Ich bin sehr kommunikativ", räumt die Geschäftsfrau laut lachend ein. Vom Gespräch ist es bei der tatkräftigen Hallerin stets nicht weit bis zur Aktion.

„Es gibt mal einen Kaffee oder ein Brötchen, ich koche mehr Mittagessen oder gebe Butterbrote weiter", beschreibt sie ihre Zuwendung. Auch viele ihrer Kunden seien sehr hilfsbereit und würden sich den Männern immer wieder zuwenden. „Die beiden sind sehr dankbar und wollen das auch zeigen", betont Maria Carotta. „Wenn die mal Geld haben, dann laden sie mich zum Kaffee ein."

Sie kennt inzwischen die Lebensgeschichten und weiß, dass mindestens einer der beiden Obdachlosen „aus intakten Verhältnissen stammt und einen Beruf gelernt hat. Da gab es einen Bruch in der Partnerschaft und der hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen", berichtet Maria Carotta. Vielen Menschen sei nicht klar, wie leicht man in eine solche Lage kommen könne.

Hallerin kann Überheblichkeit nicht nachvollziehen

Deshalb kann die 56-Jährige auch nicht verstehen, wenn Obdachlosen überheblich oder gar mit Gewalt begegnet wird. „Das sind zwei ganz ruhige Vertreter." Damit auch Werner und Klaus ein möglichst schönes Weihnachtsfest haben, hat Maria Carotta jetzt die Aktion „Weihnachtspakete für zwei Obdachlose" ins Leben gerufen. In ihrem Geschäft nimmt sie dazu Sachspenden entgegen.

„Ich sammele alles ein und gebe es dann an die beiden Männer weiter", beschreibt sie das einfache Konzept der Aktion. Nahrungsmittel oder beispielsweise gut erhaltene Kleidung seien willkommen. Ansonsten können die Spenderinnen und Spender ihrer Phantasie und Großzügigkeit freien Lauf lassen. Alkoholische Getränke wird Maria Carotta allerdings nicht annehmen.

Viele Obdachlose haben laut Obdachlosenbericht gesundheitliche Probleme. Ein Viertel von ihnen ist suchtkrank, und Alkohol spielt dabei eine große Rolle. „Sollte es Geldspenden geben, dann werde ich dafür Kleidung oder Schuhe kaufen", kündigt Maria Carotta an. Bis 2030 möchte die Bundesregierung die Obdachlosigkeit ganz beseitigen. Mindestens bis dahin braucht es Menschen wie Maria Carotta.

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