Halle-Künsebeck. Normalerweise nutzt die MyEnso-Gruppe Bürgerversammlungen, um den Kampagnenstart bekannt zu geben. Doch in Künsebeck konnte Geschäftsführer Thorsten Bausch direkt die besten Nachrichten überbringen: „Wir kommen nach Künsebeck!"
Nach aktuellem Stand sind zwar erst 382 der erforderlichen 400 Teilhaberschaften gültig, und noch gut 80 vorgemerkt, aber schon vorzeitig verkündete Bausch, dass Künsebeck es geschafft hat. Und weil das Engagement und der Zuspruch im Dorf so groß waren und so schnell die Genossenschaftsanteile gezeichnet wurden, legte er noch einen drauf. „Soll'n wir die Kampagne jetzt stoppen? Oder sollen wir noch weitermachen?", fragte Bausch die mehr als 380 Besucher der Versammlung.

Sollte Künsebeck 500 Teilhaber zusammen bekommen bis zum Kampagnenende am 30. September, sponsort MyEnso mit 5.000 Euro ein selbst gewähltes Projekt im Dorf, bei 600 Teilhabern sogar mit 10.000 Euro. „Und wenn ihr das verdoppelt und 800 schafft, dann denke ich mir was ganz Besonderes aus. So was wie hier hatten wir noch nie", gab Bausch zu. 22 Filialen von Tante Enso sind derzeit in Planung, 11 bereits bundesweit eröffnet. Mit dem Hybrid-Modell aus Tante-Emma-Markt, Selbstbedienung und Onlinehandel will die MyEnso-Genossenschaft die Nahversorgung im ländlichen Raum weiter voranbringen.
Nicht nur ein Supermarkt, auch Wohnungen wären möglich
Bei der Bürgerversammlung im Künsebecker Gemeindehaus stellte Bausch die mehrfach prämierte und innovative Lösung genauer vor: Die besten Bestandteile von Tante Emma und dem Online-Supermarkt MyEnso sollen vor Ort zu einem jeweils maßgeschneiderten Versorgungsangebot für ein Quartier fusionieren - und zwar für alle relevanten Bedürfnisse und Zielgruppen. Mit einer personalisierten Tante Enso-Karte kann die Tür jederzeit geöffnet und auch an der Selfcheckout-Kasse mit ihr bezahlt werden. Zwar ist der stationäre Mini-Supermarkt rund um die Uhr geöffnet und schlank organisiert, aber trotzdem zu bestimmten Tageszeiten mit Personal besetzt – in der Regel 4 bis 7 Stunden täglich. Dazu gebe es ein auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichtetes "normalpreisiges" Sortiment, das auch regionale Artikel sowie die so genannten Foodpioniere – kleine Manufakturen mit alternativen Produkten – berücksichtigt.
In Künsebeck soll nun ein Tante Enso Plus entstehen. Das Plus steht dafür, dass im Neubau nicht nur der Supermarkt seinen Platz findet, sondern auch zusätzliche Angebote gemacht werden. Von seniorengerechten Wohnungen über Bankfilialen, Apotheke und Bäckerei bis hin zu einem Pflegedienst ist alles möglich. Durchschnittlich zwei Jahre dauert es, bis ein Neubau eines Tante Enso Plus fertig ist, am Künsebecker Bahnhof hat die Stadt Halle bereits ein passendes Grundstück. Falls sich geeignete Räumlichkeiten vor Ort finden, könnte es aber auch schon früher eine Übergangslösung geben.
„Wir werden uns jetzt von Seiten der Stadt mit Tante Enso zusammensetzen und den Bau angehen und nach Räumen suchen", versprach auch Bürgermeister Thomas Tappe, der den Künsebeckern für ihr bürgerschaftliches Engagement dankte. Denn möglich wurde der Supermarkt vor allem durch die Interessengemeinschaft Künsebecker Bürger (IGKB), die sich bei Tante Enso bewarb und trotz einer anfänglichen Absage nicht lockerließ. Nach einem Telefonat mit der Vorsitzenden Friederike Hegemann ließ sich Thorsten Bausch auf einen ersten Besuch in Künsebeck ein, dass aufgrund seiner Einwohnerzahl von mehr als 3.000 zunächst aus dem vorgefassten Raster der Genossenschaft gefallen war. Der ehrenamtlich organisierte Künsebecker Verein versucht seit Jahrzehnten, einen Supermarkt ins Dorf zu holen, und hatte dank einer eigenen Kampagne schnell die Menschen vor Ort motiviert. Für den Vorstand der IGKB erfüllt sich damit ein lang gehegter Wunsch und auch für die Menschen im Ort wird tatsächlich ein Traum wahr – wie auch der minutenlange Applaus bei der Versammlung zeigte.
Trotz Entscheidung sollen weitere Anteilseigner motiviert werden
Die IGKB will nun weitermachen mit der Kampagne und gemeinsam mit dem Dorf noch mehr Anteilseigner motivieren. Bereits am Donnerstag, den 1. September werden von 10 bis 12 Uhr wieder Anteile gegen Barzahlung im Gemeindehaus Künsebeck, Teutoburgerstr. 20, verkauft. Auch online unter https://www.myenso.de/content/tanteenso/standorte/kuensebeck ist jederzeit eine Zeichnung von Anteilen möglich.
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