Bilanz des Haller UnternehmensInflation und Krieg: Modehändler Gerry Weber rechnet mit einem Verlustjahr

Das Unternehmen aus Halle hat harte Zeiten samt Insolvenzverfahren hinter sich.

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Eine Gerry-Weber-Filiale in Berlin. - © Melanie Wigger
Eine Gerry-Weber-Filiale in Berlin. © Melanie Wigger

Halle (dpa/mika). Nach schwarzen Zahlen im Jahr 2021 kehrt der Modekonzern Gerry Weber dieses Jahr wohl zurück in die Verlustzone. „Die Konsumstimmung hat sich extrem eingetrübt", beklagt Vorstandschefin Angelika Schindler-Obenhaus und verweist unter anderem auf die hohe Inflation. Ursprünglich hatte die Firma für 2022 mit einem Betriebsgewinn gerechnet, nun geht das Management von einem operativen Verlust im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich aus.

Auch beim Umsatz schraubt Gerry Weber seine Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr runter: Lag die Untergrenze der Prognose zuvor noch bei 360 Millionen Euro, so rechnet das Haller Unternehmen (rund 2.200 Beschäftigte) jetzt nur noch mit mindestens 310 Millionen Euro.

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Gerry Weber hat harte Zeiten samt Insolvenzverfahren hinter sich. Durch Coronakrise, Lockdowns und Konsumzurückhaltung war auch 2021 erneut ein schwieriges Jahr.

Wegen Verlusten Versammlung im Juli

Mitte Mai hatte der Konzern gemeldet, bei der Prüfung des Jahresabschlusses für 2021 sei ein Verlust in Höhe von 5,1 Millionen Euro festgestellt worden. Dadurch sei das Eigenkapital so weit aufgezehrt worden, dass nach den Vorschriften des Aktiengesetzes unverzüglich eine Hauptversammlung einzuberufen sei.

Diese soll nun am 7. Juli im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung stattfinden. Allerdings handele es sich nur um einen „rein bilanziellen Effekt" im Einzelabschluss der AG, der vor allem durch die Übernahme von Verlusten der Gerry Weber Retail GmbH (minus 29,4 Millionen Euro) bedingt sei.

Positive Entwicklung

Jetzt hieß es, für den Gesamtkonzern sehe das Jahr 2021 deutlich besser aus – mit einem Netto-Gewinn in Höhe von 23 (Vorjahr minus 86) Millionen Euro. Finanzchef Florian Frank verwies darauf, die Eigenkapitalquote habe sich auf 19,8 Prozent fast verdoppelt.

Ausschlaggebend für die positive Entwicklung seien veränderte Erwartungswerte für 2023 und eine Neubewertung von Insolvenz- und Darlehensverbindlichkeiten gewesen: Weil bestimmte Forderungen der Gläubiger an das Erreichen gewisser Finanzkennzahlen gebunden seien, werde nun von verringerten Zahlungsverpflichtungen ausgegangen.

Inflation und Uraine-Krieg durchkreuzen Pläne

Der Umsatz schrumpfte wegen der Lockdowns 2021 weiter um 5,5 Prozent auf 262,7 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) lag mit 18,3 Millionen Euro im Plus, nachdem es 2020 noch fast 60 Millionen Euro operativen Verlust gab.

Die Pläne, in den schwarzen Zahlen zu bleiben, werden aber durch die hohe Inflation und die Folgen des Ukraine-Kriegs durchkreuzt, hieß es. Schlecht sei auch, dass die Kosten für Energie und Transport stark steigen. Weil die Seefracht mit der Herbst-Ware wohl nicht mehr rechtzeitig ankomme, müsse die Firma auf Flugzeuge zurückgreifen – was viel teurer ist.

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