Halle-Hesseln. Heute vor einem Jahr war der Stau an der Kreuzung in Borgholzhausen-Bahnhof plötzlich Geschichte und auf der B 68 unterhalb der Ravensburg rollten deutlich weniger Autos als in all den Jahren zuvor. Der Lückenschluss der A 33 änderte die Verkehrsströme gravierend und Berufspendler zwischen NRW und Niedersachsen konnten auf ihrem täglichen Weg zum Job jede Menge Lebenszeit einsparen. Lebensqualität mussten hingegen die Hesselner in Kauf nehmen, denn seit dem 18. November 2019 leiden sie unter dem Lärm, den die zweispurige Straße verursacht. In einer Serie beleuchten wir die verschiedenen Facetten, die der Lückenschluss mit sich gebracht hat. Berichten in den nächsten Wochen über Unfallbilanzen, Erleichterung – und auch Leid.
„Wenn man im Sommer das Fenster geöffnet hat, kann man kaum einschlafen", sagt Kathrin Oetting-Damme. Sie wohnt etwa einen Kilometer Luftlinie von der A 33 entfernt und ist verärgert über das Verhalten der Stadt im Vorfeld des Lückenschlusses. „Die Stadt war nicht aufmerksam genug. Man hat uns immer vertröstet und gesagt, dass es nicht so laut sein wird. Zudem hat man uns einen Lärmschutz versprochen", sagt Oetting-Damme. Diesen gibt es jedoch nicht, denn was für den Laien wie ein kleiner Schallschutz aussieht, ist in Wirklichkeit eine Überflughilfe für Fledermäuse. „Steinhagen hat es doch super gelöst", sagt Oetting-Damme. In der Nachbarkommune habe man ohne lange zu zögern Geld in die Hand genommen und die Lärmschutzwand im Sinne der Anwohner freiwillig erhöht.
Generell sei der Lärmpegel sehr wetterabhängig. „Bei Regen und Feuchtigkeit ist es extrem schlimm", sagt Oetting-Damme. Im Sommer sei es hingegen etwas ruhiger gewesen als anfangs befürchtet. Möglicherweise haben auch die Corona-Krise und der deutlich reduzierte Reise- und Berufsverkehr zu diesem Eindruck geführt. Dadurch, dass man in den Sommermonaten aber häufiger draußen sitzt und die Fenster meistens geöffnet sind, hat sich dieser positive Effekt unterm Strich jedoch kaum ausgezahlt. „Wenigstens hat der Verkehr auf der B 68 nachgelassen. Das ist ja auch ganz gut", sagt sie.
Ein höherer Wall könnte schnell die Lösung bringen
Sie hofft nun darauf, dass die Stadt eine Lösung findet. Einem Tempolimit wurde bereits auf Bundesebene eine Absage erteilt, zudem belegt ein Gutachten das Einhalten aller Grenzwerte und eben darauf beruft sich auch Straßen.NRW. Gleichwohl sieht sich Oetting-Damme nicht im Stich gelassen. „Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind sehr entgegenkommend. Wir wären mit allem zufrieden, was gemacht wird. Wird würden uns über jede Maßnahme freuen", sagt Oetting-Damme. Derzeit gebe es die Idee, den vorhandenen Wall um weitere fünf Meter aufzuschütten. „Dieser soll bepflanzt werden, das wäre ja gut für die Ökobilanz", sagt Oetting-Damme. Die Fläche zwischen Autobahn und Wohngebiet mit Bäumen zu bepflanzen, wäre ebenfalls eine Lösung. Jedoch würden Jahrzehnte vergehen, bis die Bäume so groß wären, dass sie den Schall spürbar aufhalten könnten.
Nun hofft Oetting-Damme und mit ihr ein ganzer Ortsteil auf den nächsten Umweltausschuss: „Wir werden aufmerksam zuhören, was die Stadt bereit ist, umzusetzen." Schließlich sei es die erste Sitzung nach der Wahl und auf Versprechen müssten Taten folgen.
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