Altkreis Halle. Conny mit der Schleife im Haar, die beim Fußball niemand in seiner Mannschaft haben will? Oder Conny, die von den anderen Mädchen und Jungen auf der Kindergartentoilette eingesperrt und ausgelacht wird, weil sie etwas pummelig ist? Und all das ohne Happy-End? Gibts nicht. In den meisten knallbunten Büchern, die in den Regalen der Kinderzimmer liegen, geht es um kleine Helden. Um die, die bei allen beliebt sind. Die Superkräfte haben. Die für alles eine Lösung finden. Nun, bei Antonius Priemelmann ist das ganz und gar nicht so.
Das geht schon mit seinem Namen los: Antonius Priemelmann. Wenns für ihn schlecht läuft, rufen die anderen Kinder nur Priemelmann. Oder noch schlimmer: Pimmelmann! Überhaupt ist er ganz besonders normal. Antonius lebt mit seinen Eltern irgendwo in einer ganz normalen Stadt in einem ganz normalen Haus, er geht zu einer ganz normalen Schule und ja, er kann manche Sachen ziemlich gut – und andere gar nicht.
„Geht mal Pommes!"
Jochen Vahle (51), der kurz vor dem neuerlichen Lockdown noch in den Grundschulen des Altkreises Halle aufgetreten war und mit den Kindern gesungen und getanzt hat, würde dort jetzt liebend gerne auch aus seinem neuen Buch vorlesen. Er würde den Kindern davon erzählen, wie laut Antonius Mutter lachen kann und Liebesgeschichten für die Leute beim Friseur schreibt. Oder dass sein Vater von 7 bis um 6 ins Büro geht und einen Wurm isst. Davon, wie sehr es Antonius genießt, am dicken, weichen Busen seiner Mutter zu kuscheln und dass er hofft, dass er dafür nie zu alt werden möge. Oder von den Abenden, da Antonius Mama, die eigentlich gut und gerne kocht, keine Lust zum Kochen hat und zu ihrem Mann und dem Sohn sagt: „Geht mal Pommes!" Was so viel heißt wie „Geht doch zur Imbissbude und esst dort ein paar Pommes frites." Und dann kann sich Antonius Mutter stundenlang schlapp lachen.
All diese Geschichten, etwas schnodderig, aber eben so, wie es in den meisten Familien zugeht, würde Jochen Vahle gerade am liebsten vorlesen. Doch ist ja klar, natürlich geht das nicht. Immerhin: Von dem neuen Buch wurden bereits 3.000 Exemplare gedruckt und die Buchhandlungen damit beliefert. Auch optisch sind sie dabei eine Besonderheit, denn die Bücher haben ein Cover und ebenso eine Rückseite aus dicker Pappe.
Die zum Text passenden Zeichnungen fertigte Peter Zickermann an. Das ist der Künstler, der schon die vier Randale-Musiker in Zeichenfiguren verwandelte. Und die Cover der Randale-Alben. Es ist ein Buch ohne Superhelden und in eher gedeckten Farben. Ganz besonders normal.
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