Halle. Mehr als 500 Menschen folgen der Facebook-Gruppe »Haller Steine« mittlerweile. Täglich werden Fotos von Steinen gezeigt, die frisch bemalt oder gefunden wurden. Seit Juni tauschen sich im Netz Haller aus, die Steine bemalen, verstecken und suchen. Der Trend reißt nicht ab – und das, obwohl vor allem die Innenstadt-Sammler momentan Probleme bei der Steinsuche haben. Ein besonders aktiver Haller schnappt den anderen nämlich einen Großteil vor der Nase weg.
Sammler lässt Überraschung für Kinder platzen
Nicole Wiese, Initiatorin der »Haller Steine«, berichtet, dass der Sammler sich von Anfang an merkwürdig verhalten habe. Mehrfach meldete er sich für die Facebook-Gruppe an und nach der Freischaltung wieder ab. Wiese bat ihn, sich zu entscheiden. Er trat endgültig aus. „Das war alles ganz höflich – von beiden Seiten", erinnert sie sich.

Der Mann habe weiterhin Steine gefunden und sie in den anderen Gruppen gepostet, was der Idee der Haller Steine nicht widerspreche, erläutert Wiese. Die Gruppe hatte von Anfang an betont, dass eine Facebook-Mitgliedschaft kein Muss ist, um beim Bemalen, Verstecken und Suchen der bunten Steine mitzumachen.
„Also alles kein Thema. Aber es fiel vermehrt auf, dass genau diese Steine, die er gefunden hat, einfach nirgendwo mehr aufgetaucht sind. Gar nicht mehr. Und das ist nicht nur einmal vorgekommen, sondern sehr oft", berichtet Wiese. „Man hatte das Gefühl, er hat Jagd auf die Steine gemacht." Oft seien es 15 bis 20 Steine am Abend gewesen.
Extrem wurde es, als Wiese an einem Abend 40 Steine in der Innenstadt verteilte. Damit wollte sie eine Gruppe von Kindergartenkindern überraschen, die für den nächsten Tag eine gemeinsame Suche geplant hatten. Doch der akribische Sammler spürte noch am gleichen Abend 35 Steine auf. „Für die Kinder blieben also fünf. Der Rest ging leer aus. Das ist sehr schade, weil es ja unter anderem auch eine Aktion für Kinder ist."
Deshalb habe Wiese den Haller angeschrieben und ihm erklärt, dass es zwar toll ist, dass ihm die Steine gefallen, aber dass es schön wäre, wenn es sich an zwei bis drei Steinen erfreue und den Rest liegen lässt. So könnten sich auch andere daran freuen. „Ich wollte ihm den Sinn dahinter erklären. Das hat er leider nicht verstanden", sagt Wiese. Sie sei nach ihrer Nachricht vom ihm im Netzwerk blockiert worden, obwohl sie höflich geblieben sei. „Ich möchte niemanden zurechtweisen. Das war lediglich ein Hinweis, damit die Gruppe weiterhin ihren Sinn und Zweck behält."
Seit dieser Zeit würden gar keine Steine mehr in der City auftauchen. „Das macht uns leider gerade ein wenig zu schaffen." Auch die Motivation der Gruppe leide darunter, bedauert Wiese. Was sie trotzdem nicht davon abhält, neue Projekte im Zusammenhang mit den Haller Steinen zu planen.
Zurzeit wird das zweite Gruppentreffen außerhalb des digitalen Netzwerks geplant. Am 3. November können sich die Mitglieder ab 12 Uhr in der Friedrichshöhe analog austauschen (Anmeldung via Facebook). Beim ersten Mal war die Runde noch relativ klein, berichtet Wiese, doch wenn die Teilnehmerzahl wachse, will sie ein Treffen mit dem Gütersloher Gegenstück, »Gütsel Stones«, arrangieren.

Außerdem planen die Gruppenleiterinnen momentan ihre Kreativität für gute Zwecke zu nutzen. „Wir wollen gerne Firmen die Möglichkeit geben, dass wir ihr Logo oder Haus auf Steine malen", erläutert Wiese. Auf die Rückseite kommen dann Kontaktdaten des Unternehmens. Im Gegenzug soll eine Sachspende zugunsten einer wohltätigen Einrichtung weitergegeben werden. Geld soll dabei nicht fließen, weil die Gruppe kein eingetragener Verein ist. Die Gruppe will mit dieser Idee bald an die ersten Unternehmen in der Region herantreten.
83-Jährige steckt ihre Alten-WG mit Malfieber an
Aktuell konzentriert sich Nicole Wiese noch auf Aktionen mit Kindern. Im neuen Jahr hofft sie, auch Pflege- und Altenheime dafür gewinnen zu können. „Es wäre doch toll, wenn Kinder in die Altenheime gehen und dann vielleicht eine Stunde lang am Nachmittag mit Älteren zusammen Steine bemalen."
Eine Idee, bei der eine Alten-WG in der Goebenstraße schon Feuer und Flamme wäre, bestätigt Mitbewohnerin Margret Hurdelbrink. Die 83-Jährige hatte von der Aktion im Haller Kreisblatt gelesen. „Da stand, dass auch Senioren mitmachen können, und da habe ich gleich an uns gedacht." Ein paar ihrer Mitbewohner konnte sie schon mit dem Malfieber anstecken.

Ihre Betreuerin des Ambulanten Pflegedienstes vom Lebensbaum organisierte die Grundlage für das Projekt: Seitdem stehen Farben, Klarlack und Unterlagen bereit, damit die Bewohner, wann immer sie Lust haben, loslegen können. Die ersten Steine hat Margret Hurdelbrink beim Spazieren in Halle entdeckt.
Dass die Seniorin zuletzt in der Schule gemalt hat, sieht man den Steinen nicht an. Mit Vorlagen aus Werbeprospekten hat sie bereits einige Exemplare verziert. Die Zeit drängt, denn die Seniorin will die Steine in Kürze mit in den Urlaub nehmen. Im Sauerland werden die Finder dann vielleicht das kleine Halle kennenlernen.
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