Altkreis Halle. Auf den Tag genau elf Jahre nach Orkan Kyrill ist gestern Sturmtief Friederike durch den Altkreis gefegt. Als gegen 11 Uhr der Wind auffrischte und erste Äste durch die Luft wirbelten, kam das tägliche Leben nach und nach zum Erliegen. Schulen beendeten ihren Unterricht vorzeitig, der Bahnverkehr wurde eingestellt und in einigen Haushalten fiel der Strom aus.
Halle
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so etwas schon einmal gegeben hat", sagte Marita Lakemper, Schulsekretärin am Kreisgymnasium Halle. Was man sonst nur vom letzten Schultag vor den Sommerferien kennt, wurde Mitte Januar Realität: Für alle Schüler ertönte um 12.40 Uhr der Schlussgong. Bereits zwei Stunden zuvor hatte die Nordwestbahn den Zugverkehr eingestellt. Vielen Schülern blieb somit nur das oft gescholtene Elterntaxi als ÖPNV-Alternative. Der Busverkehr funktionierte gut.
Starke Schäden haben die Windböen auch in den Wäldern rund im Tatenhausen angerichtet. „Wir haben die größten Schäden schon beseitigt und die Wege freigeräumt", sagte Benedikt Freiherr Teuffel von Birkensee. Dennoch sollte man die Wälder in den nächsten sieben bis zehn Tagen noch nicht wieder betreten. Teilweise sind großflächig die Kronen aus den Kiefern gebrochen, aber auch alte Eichen fielen komplett mit Wurzelteller um, da der Boden vom Regen aufgeweicht war. An der Gütersloher Straße in Bokel warf der Wind einen Personenwagenanhänger um, nachdem er zuvor einen unverletzt gebliebenen Mofafahrer vom Zweirad gepustet hatte. Insgesamt verbuchte die Feuerwehr in Halle 49 Einsätze.
Die Kita Beckmanns Hof musste das alte Gebäude räumen, nachdem eine Tanne he-rausgerissen und auf das Dach gestürzt war. Der Sturm fegte Ziegel vom Dach und hinterließ drei große Löcher. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Versmold
In Versmold deckte der Sturm teilweise das Dach der Petri-Kirche ab. Auch die Dreifachsporthalle der Hauptschule musste aufgrund von Schäden am Dach gesperrt werden. Insgesamt gab es 63 orkanbedingte Einsätze. Viele Haushalte waren von Stromausfall betroffen. Mehrere Mittelspannungsstrecken seien, so bestätigte Stadtwerke-Sprecherin Theresa Fielitz, beschädigt worden. Im CJD-Gymnasium verkündete Schuleiter Hans-Peter Schmackert, dass um 13.15 Uhr für alle Schüler Unterrichtsschluss sei. „Wer bleiben möchte, wird bis 15.45 Uhr betreut. Einige Lehrer bleiben auch da", sagte Schmackert.
Steinhagen
In Steinhagen sorgte Friederike für den größten Einsatz seit Kyrill. Zu 60 Einsätzen mussten die 72 Feuerwehrmänner zwischen 12 und 16 Uhr ausrücken. Zahllose Bäume waren umgeknickt. Einer fiel am Quellental auf eine Stromleitung, zwei Bäume fielen am Gräfenhof und an der Lohbreede auf Häuser, einer fiel auf das Amshausener Gemeindehaus. Zum größten Einsatz kam es um 13.32 Uhr, als die Feuerwehr zur Liebigstraße ausrückte. Dort war ein sieben Tonnen schwerer Unterstand vom Wind auf die Gleise geweht worden. Verletzt wurde niemand. Die Bergung erfolgte per Kran.
Peter aufm Berge und die Patthorster Straße mussten bis heute Morgen gesperrt bleiben. An der Isselhorster Straße brachen die Einsatzkräfte ab. Weitere fallende Bäume brachten sie in Gefahr. „Die Fichten fielen wie Zahnstocher", erläuterte der stellvertretende Löschzugführer Dirk Hanswillemenke.
„Bei uns läuft geregelter Unterricht", teilte hingegen Frank Kahrau, Leiter der Steinhagener Realschule mit. Etwa 30 Schüler seien nicht zum Unterricht erschienen, das hätten die Eltern entschieden. Das Gymnasium hielt den normalen Unterricht ebenfalls aufrecht.
Werther
In Werther musste die Feuerwehr elfmal ausrücken. Ein Einsatzort war die Haller Straße unweit des Abzweigs zur Osningstraße. Diese wurde nach mehreren umgestürzten Bäumen von Polizei und Feuerwehr für den Verkehr gesperrt. Da der Sturm drohte, weitere Bäume zu fällen, konnten die Feuerwehrleute zunächst nicht weiterarbeiten. Die provisorische Sperrung per Flatterband wurde zudem durch eine Polizistin gesichert, die Autofahrer an der Durchfahrt hinderte.
An der PAB-Gesamtschule in Werther und Borgholzhausen war für alle Schüler um 12.30 Uhr Schulschluss. „Der letzte Bus fuhr um 13 Uhr, die Schule ist jetzt leer", sagte Schulsekretärin Anke Braun kurz darauf
Borgholzhausen
In Borgholzhausen lagen auf der Meller Straße einige Bäume quer, so dass die Straße gesperrt werden musste. Aber auch im Stadtgebiet fielen einige Bäume um. Am Stadtrand unweit der B 68 zerstörte der Orkan eine halbe Scheune. Zwei Autos wurden unter den herabstürzenden Steinen begraben.
Die Feuerwehr hatte 35 Einsätze, auf der B 68 bei Bostik war teilweise kein Durchkommen mehr, weil abgeknickte Bäume die Fahrbahn versperrten.