Borgholzhausen. Gestern Mittag informierten Geschäftsleiter Frank Wegener und Unternehmenssprecher Thomas Lauritzen die Belegschaft über die Pläne. Im Pressetermin mit dem Haller Kreisblatt skizzieren die beiden die wesentlichen Punkte der Neuausrichtung und nehmen Stellung zu den Entwicklungen der vergangenen Monate sowie zu den Perspektiven, die sie für das Borgholzhausener Werk sehen. „Schüco Alu Competence soll wachsen und für die Schüco Gruppe ein nachhaltig zukunftsfähiger Standort sein", geben sie als Ziel vor. Das kostet mindestens 50 feste Stellen und eine Investitionssumme im zweistelligen Millionenbereich.
Im März 2019 zerstörten Flammen das Eloxalwerk im Gewerbegebiet. Im September dann kündigte das Unternehmen an, auf den Wiederaufbau zu verzichten, ebenso die ursprünglich geplante Süderweiterung ad acta zu legen und sich stattdessen auf eine Neuausrichtung im Bestand zu konzentrieren. Das war das Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsprüfung des Standortes, der durch „effizientere Prozesse" sowie neue Produkte und Vertriebswege wettbewerbsfähig aufgestellt werden soll.
„Massiver" Auftragsrückgang zu Beginn der Pandemie
Dieser Strategiewechsel aus Spätsommer 2019 kam zu einem Zeitpunkt, zu dem noch niemand etwas von der Corona-Pandemie ahnen konnte. Ein knappes Jahr später sagen die Unternehmensverantwortlichen, dass sich Alu Competence „mehr denn je" in einem „dauerhaft schwierigen Marktumfeld mit intensivem Kostendruck" bewege. Die Krise sei nicht spurlos am Unternehmen vorbeigegangen, so Thomas Lauritzen. „Wer sagt, er hätte keine Einbußen, ist nicht ehrlich."
Im März und April wurde der Borgholzhausener Standort von einem, „massiven" Auftragsrückgang getroffen; inzwischen habe sich der Auftragseingang wieder stabilisiert. Probleme in den Lieferketten gebe es nicht. „Damit ist die Auslastung der Produktion momentan gesichert und die Kurzarbeit konnte für August und September ausgesetzt werden." Im Sommer hat man eine gewisse Sonderkonjunktur gespürt: Viele hätten statt in Reisen in Haus und Garten investiert. Das merkte der Zulieferbetrieb der Küchenmöbelindustrie. Mit Zukunftsprognosen gibt man sich angesichts der insgesamt unsicheren Lage zurückhaltend, geht aber davon aus, dass eine Umsatzsteigerung mit der heutigen Ausrichtung nicht zu erwarten wäre.
„Wir haben das Ziel, gemeinsam mit den Mitarbeitern sozialverträgliche Lösungswege zu erarbeiten."
Umso wichtiger ist dem Spezialisten im Bereich der Aluminiumverarbeitung die neue Strategie. „Das geht nicht ohne Stellenabbau", sagt Thomas Lauritzen. Betroffen davon sind alle Bereiche des Piumer Standortes, an dem aktuell 370 Festangestellte arbeiten. Mit dem Betriebsrat seien „ausgewogene" Betriebsvereinbarungen getroffen worden. „Wir haben das Ziel, gemeinsam mit den Mitarbeitern sozialverträgliche Lösungswege zu erarbeiten." Mit 50 Mitarbeiter*innen sei dies über das Freiwilligenprogramm bereits gelungen; weitere Gespräche laufen. Nur durch diesen Schritt, so betont der Unternehmenssprecher, könne der Standort und mit ihm möglichst viele Arbeitsplätze gesichert werden.
Zur strategischen Neuausrichtung gehört, den Standort in den kommenden Jahren zu modernisieren. 20 Millionen waren in den vergangenen sieben Jahren ins Werk geflossen. Eine zweistellige Millionensumme kommt jetzt im Zuge des mehrere Jahre umfassenden Investitionsprogrammes hinzu, etwa für Digitalisierung (3 Millionen Euro), Gebäudemodernisierung (3,5 Millionen), neue Maschinen (2 Millionen) sowie Marketingmaßnahmen und Restrukturierung (3 Millionen).
„Ich gehe davon aus, dass wir die Flächen abtreten werden"
Gleichzeitig schärft Schüco Alu Competence sein Profil und erweitert das Produktportfolio – über den Küchenmöbelbereich hinaus. Im Mai auf der Branchenmesse Interzum in Köln sollen neue Produkte aus Aluminium beispielsweise für Outdoor-Möbel, Regalsystem und Innenbaumsysteme präsentiert werden. Zusätzlich zu den Partnern aus der Möbelindustrie wollen die Borgholzhausener Spezialisten beispielsweise das Handwerk und andere Industriekunden gewinnen. Zudem sind direkte Vertriebswege zum Endverbraucher über einen Onlineshop geplant. Der neue Vertriebsleiter Rainer Blank wird diese Prozesse vorantreiben.

Wettbewerbsfähigkeit hat für Schüco Vorrang vor räumlicher Erweiterung. Zurzeit wird auf einer Hallenfläche von 16.000 Quadratmetern produziert; das Betriebsgelände ist mehr als doppelt so groß. Schüco wird sich über kurz oder lang in Pium verkleinern. Der Rückbau des ausgebrannten Werkes sollte eigentlich in diesem Jahr erfolgen. Die Corona-Situation hat das Projekt hinten angestellt. Zurzeit geht man davon aus, die Arbeiten 2021 durchführen zu lassen. Das Gebäude dient momentan als Umschlagplatz und Lager.
Wie das Gelände künftig genutzt werden kann, darüber führt Schüco Abstimmungsgespräche mit der Stadt. „Ich gehe davon aus, dass wir die Flächen abtreten werden", sagt Frank Wegener. Konkrete Veräußerungsabsichten bestehen auch für jene Flächen, die Schüco der Süderweiterung vorbehalten hatte. Hier befindet man sich in Verhandlungen mit der Stadt, die die Flächen für das Industriegebiet rund um die geplante Südtangente zur Entwicklung anderer Gewerbe gebrauchen kann.
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