Christine Kriegerowski ist sich der Widersprüche des modernen Lebens bewusst. Besonders beim Thema Essen: „Mangos aus Brasilien sind immer teurer als Äpfel aus Brandenburg", ist einer ihrer Beobachtungen. Und sie zieht daraus den Schluss: „Ich weiß genau, dass das eigentlich völlig verantwortungslos ist, und ich möchte eine unangreifbare Haltung einnehmen, ich möchte nicht predigen, ich will nur immer wissen, dass ich im falschen Leben falsch lebe."
Damit auch andere Menschen über diese Zusammenhänge nachdenken können, ist sie vielfältig künstlerisch aktiv. Dazu zählen Ausstellungen wie die in Borgholzhausen, die vom 21. August bis zum 28. September in der Rathausgalerie zu sehen sein wird, aber auch ihre selbst erschaffene Kunstrichtung des »Analogen Foodbloggens«, die unter kriegerowski.org im Internet zu finden ist.
„Es ist ein Bekenntnis zur guten Handzeichnung und zum guten Essen", beschreibt sie diese Darstellungsform. Die meist nicht von den perfekt aussehenden, normierten Lebensmitteln unserer Zeit ausgeht, sondern von dem inspiriert wird, was die Zeit aus ihnen macht.
»Essoziationen« von Heinz Flottmann
Wie zum Beispiel bei dem Bild mit den längst über den spätestmöglichen Verzehrtermin gereiften Himbeeren in ihrer appetitlichen Pappschachtel, bei denen die farblichen Veränderungen zur Inspiration wurden. Auf ihren Internetseiten und bald auch im Rathaus zeigt sie auch säuberlich gezeichnete schräge Ideen mit Bananen und Auberginen.
„Ich mag den Begriff Fressporno. Wenn man Porno hört, erwartet man keine Feinfühligkeit", erklärt Kriegerowski. »Food porn« ist der englische Ausdruck für das beständige Ablichten von Mahlzeiten, einem der merkwürdigsten Auswüchse des Internet-Zeitalters. Oft würden dabei Leckereien angepriesen, „die mit ihrem hohen Fettgehalt und ihrer Möglichkeit prahlen, die Aterien zu verstopfen", sagt sie.
Die Ausstellungseröffnungen des Kulturvereins ziehen immer viele Besucher an. Am Sonntag, 21. August, ab 11.15 Uhr werden es sicher noch ein paar mehr sein, denn es gibt einen prominenten Redner. Der Bielefelder Kabarettist Heinz Flottmann hat sich angekündigt und will ein paar »Essoziationen« zur Einführung ins Thema beisteuern.