Syrische Familie spricht im Kulturcafé über ihre Flucht

„Wir sind angekommen“: Das sagt Fatima Ali Ahmad nach zwei Jahren in Deutschland. Zusammen mit ihrer Tochter Rim, Ehemann Karim, Sohn Azzam, der kleinen Eva (drei Jahre alt) und Mariam (nicht auf dem Foto) war sie aus Syrien geflohen. | © Christine Nagel

03.09.2017 | 03.09.2017, 08:00

Versmold (HK). Als Fatima Ali Ahmad vor zwei Jahren nach Versmold kam, hatte sie wie viele andere geflüchtete Menschen eine Odyssee hinter sich: eine Irrfahrt quer durch Europa, gestohlene Pässe, Gefängnisaufenthalt in Polen. Inzwischen hat die sechsköpfige Familie aus Syrien Ruhe gefunden – und eine neue Perspektive.

Unter dem Titel »Syrien, mein Heimatland« erzählt die 35-Jährige allen Interessierte aus ihrem Leben und vom Erlebten. Die Familienmutter möchte sich bei den Versmoldern für die Aufnahme von geflüchteten Menschen bedanken. Aber es gibt noch etwas, was sie sagen möchte, heißt es in der Ankündigung zur Veranstaltung. „Viele denken, dass die Flüchtlinge und damit auch die Syrer aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa gekommen sind. Aber wir sind vor Tod und Zerstörung geflohen.“

Fatima Ali Ahmad bewohnte zusammen mit ihrem Mann Karim, der als IT-Spezialist arbeitete, und den drei Kindern ein schönes Haus in Hama. Die 35-Jährige, die aus dem Libanon stammt, lebte mit ihrer Familien in Syrien „zufrieden und sicher“. Sie sagt: „Wir waren glücklich in Syrien.“ Bis der Krieg kam.

„Möchte als Mensch behandelt werden, nicht als Flüchtling“

Sie floh zusammen mit den Kindern und zwei kleinen Koffern 2012 nach Europa, ihr Mann kam später nach. Nach drei Jahren Irrfahrt und Ungewissheit beantragte die Familie 2015 in Bremen Asyl. In Versmold lebte die Familie zunächst in der Unterkunft am Brüggenkamp.

Mit Irmhild Djordjevic und Dieter Lohmann fanden sie zwei Versmolder, die sich um sie kümmerten. Die Familie hat nun eine eigene Wohnung, Vater Karim macht eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und hat seit kurzem einen deutschen Führerschein. Seine Frau möchte ebenfalls eine Ausbildung beginnen. Die Kinder Mariam (14), Rim (11) und Azzam (9) gehen in Versmold zur Schule, Mariam besucht seit Schulanfang das CJD-Gymnasium. Die dreijährige Eva wird von einer Tagesmutter betreut.

Die Familie, so sagt sie, fühlt sich wohl im neuen Zuhause. Doch etwas fehlt. „Unsere neue Freiheit ist unvollständig“, sagt Fatima Ali Ahmad. Sie habe viel Herzlichkeit und Verständnis erfahren, aber auch Vorurteile und Misstrauen. „Ich möchte, dass wir als Menschen behandelt werden und nicht als Flüchtlinge.“ Fatima Ali Ahmad will mit Vorurteilen aufräumen. In der Veranstaltung zeigt sie, wie das Leben in ihrer Heimat aussah. Gleichzeitig ist ihr Vortrag »Syrien, mein Heimatland« ein Appell für mehr Menschlichkeit.

Das Kulturcafé findet am Samstag, 16. September, ab 16 Uhr in der DRK-Seniorentagesstätte an der Ravensberger Straße statt. Die Besucher dürfen sich auf Information, Musik, arabisches Essen und möglicherweise einen neuen Blick auf Geflüchtete freuen. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen sind beim DRK unter Tel. (05423) 3562 oder an drkversmold@t-online.de.